Geschichte

Die Jugendhilfe-Werkstatt wurde 1986 mit dem Ziel gegründet, vor allem  jungen benachteiligten Menschen eine berufliche und soziale Perspektive zu eröffnen.

Das grundlegende Konzept der Einrichtung wurde im Laufe der Zeit immer wieder den aktuellen Gegebenheiten angepasst. Die dem Konzept zugrunde liegenden Grundsätze sind jedoch noch heute die annähernd gleichen: Junge Menschen erfahren über ihre Erfolgserlebnisse, die sie im handwerklichen Bereich erzielen, dass sie etwas können. Das schafft nach einer Biografie, die im schulischen oder familiären Bereich häufig von Brüchen, persönlichen Niederlagen und Rückschlägen geprägt war, häufig erst jenes notwendige Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, um Perspektiven für das weitere Leben zu entwickeln und umsetzen zu können. Ziel ist es, die Jugendlichen am Ende zu befähigen ein Leben mit sozialer und kultureller Teilhabe ohne dauerhafte Alimentierung zu führen. Dazu gehört auch die Einleitung erfolgreicher Schritte in das Arbeitsleben durch Ausbildung oder Vermittlung in Arbeit.   

Werkstatt 1984 vor dem Umbau

Seit den frühen 1970er Jahren nahm die Jugendarbeitslosigkeit in der Bundesrepublik zu. Im Jahr 1983 erreichte sie einen Höchststand von rund 623.300 Arbeitslosen unter 25-Jährigen. In dieser Zeit engagierten sich zahlreiche Institutionen und Vereine, Jugendlichen eine berufliche Perspektive und damit den Weg in eine selbstbestimmte Zukunft zu eröffnen. Vor diesem Hintergrund gründete sich der Verein Jugendhilfe-Werkstatt Solingen e.V..

Unterstützung zur Umsetzung seines Vorhabens erhielt er vor allem in Form von finanziellen Förderungen durch das Land NRW und die Stadt Solingen. Seit Beginn führt der Verein eine sogenannte Berufsorientierungsmaßnahme gemäß Landesjugendplan NRW durch.

Zur Umsetzung seiner Ziele mietete der Verein ein Backsteingebäude an. Es gehörte zur ehemaligen Fabrikanlage der Gebrüder Dültgen, später Kortenbach und Rauh. Die Gebrüder Dültgen stellten hier ab 1830 Schirmgestelle, Schnappverschlüsse von Geldbörsen und Handtaschen her. Das Gebäude wurde in Eigenarbeit instandgesetzt und umgebaut und bietet bis heute ideale Bedingungen, ebenerdig Werkstatt und Schulbereich zu betreiben. Hinzu kommt ein großer Außenbereich mit Garten, Teich und Wiese der den Jugendlichen viel Platz bietet. 

Auch wenn zum Ende der 1980er Jahre die Jugendarbeitslosigkeit etwas zurückging – nicht zuletzt auch aufgrund der zahlreichen Initiativen und Programme der öffentlichen Hand – verfestigte sich das Problem Jugendarbeitslosigkeit bis heute dauerhaft. Neben konjunkturbedingten Schwankungen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt nahmen die steigenden Anforderungen an Schulabgänger aufgrund des Strukturwandels kontinuierlich zu: Bereits 2005 war es selbst für Jugendliche mit einem guten Hauptschulabschluss kaum noch möglich einen Ausbildungsplatz zu finden.   

Seit Mitte der 2010er Jahre kennzeichnet ein erheblicher Fachkräftemangel den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Der führte zwar zu einer hohen Nachfrage an Bewerber für Arbeits- und Ausbildungsplätze. Dennoch bleibt vielen Jugendlichen der Weg in Ausbildung und Arbeit aufgrund ihrer ungünstigen individuellen Voraussetzungen versperrt: Sie können am Ende ihrer Schullaufbahn häufig den hohen Anforderungen einer Ausbildung noch nicht gerecht werden.

Auch wenn sich die offiziellen Ursachen für die nun seit 5 Jahrzehnten verfestigte Jugendarbeitslosigkeit mehrmals änderten, haben die Betroffenen in der über 30jährigen Geschichte der Jugendhilfe-Werkstatt eines gemein: Fast immer traf und trifft es Jugendliche aus ungünstigen Verhältnissen, wie z.B. sozial benachteiligte Familien. Andere Jugendliche haben seither aufgrund ihrer Herkunft,  so z.B. aus Migrantenfamilien, später auch Flüchtlingsfamilien, große Probleme einen Zutritt zum Arbeitsleben zu finden. Inzwischen nahmen über 600 Jugendliche,  aus ganz unterschiedlichen Ländern im Alter von 15 bis 25 Jahren an unserem Berufsorientierungslehrgang teil. Der weit überwiegende Teil von ihnen führt heute ein eigenständiges Leben und steht zum Teil sehr erfolgreich im Beruf z.B. als Busfahrer, Krankenschwester und als erfolgreiche Unternehmer mit eigenen Angestellten. Zu vielen besteht auch nach über 20 Jahren noch Kontakt.